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Tango Kolumne
Lachen verboten...?!

 

EINBLICKE IN DIE TANGOSZENE: Teil 31 DER REIHE VON LEA MARTIN

Wenn das Leben Tango mit Dir tanzt

Tango Argentino gilt als ernster Tanz. Die Führenden wirken angestrengt, die Folgenden in sich gekehrt. Mit geschlossenen Augen konzentrieren sie sich auf die leisen Impulse des anderen Körpers, versunken in eine eigene Welt, aus der nur die Enge auf Milongas unsanft herausreißt, etwa wenn spitzer Absatz auf fremde Wade trifft. Ist Lachen beim Tango verboten...?! Und wieso macht so viel Ernsthaftigkeit so vielen Menschen Spaß..?!

Den meisten, die dazu beitragen, dass Berlin als zweitgrößte Tango- Metropole der Welt gilt, ist das Tanzen nicht in die Wiege gelegt wie den echten Tangueros und Tangueras aus Argentinien. Gastweise treten sie auf Milongas und Festivals auf, geben Workshops und Kurse, vermitteln südamerikanisches Temperament. Eine von ihnen ist Dana Jazmin Frigoli, deren Tanz so strahlend schön, so erotisch, so impulsiv ist, wie es einer Tango-Sonne gebührt, neben der alle anderen neidlos erblassen. Während sie ihre Beine zu unglaublichen Boleos wirft und ihren Tanguero lachend an die Wand tanzt, setzt sie sich mühelos über jenen Machismo hinweg, der den Tango Argentino angeblich ausmacht. Mit spielerischer Leichtigkeit wirbelt sie den vermeintlich ernsten Tanz durcheinander und genießt seine Sinnlichkeit, seine Musikalität. Von Tango als getanzter Wehmut ist kaum noch etwas zu spüren. Getanzte Leidenschaft trifft es besser.

Leidenschaft kann sehr anstrengend sein: vor allem wenn das Objekt des Begehrens weit weg ist. Wer sich als Tango-Anfänger/in an Weltmeistern misst, wird den Spaß am Tanzen womöglich verlieren. Leidenschaft macht nur Spaß, wenn sie von Erfolg gekrönt ist. Die damit verbundene Freude versprühen nicht nur Showtänzer/innen aus Buenos Aires, sondern es macht auch Spaß, sich als Amateur/in auf das Abenteuer des bewussten Gehens, Drehens und Sich- Bewegens einzulassen. Zu entdecken, wie sich der eigene Körper verhält, wenn der Verstand mal Pause hat, kann durchaus erheitern, mitsamt den kleinen Kommunikationsstörungen, die es so gibt („wieso will mein Bein nicht so wie ich..?!“). Beim Tangoüben und Milongas wird jedenfalls jede Menge gelacht: sei es, weil die Impulse des Führenden zu überraschenden Wendungen führen. Oder weil die Folgende gerade mal ihr eigenes Ding dreht. Das Lachen steht vielleicht nicht am Anfang der Hobby-Tango-Karrieren in Berlin, aber ohne Humor enden sie rasch.

 

 

"Lachen verboten...?!" aus „Tango Dreams“

 

Alle Rechte (Text) bei Lea Martin, Berlin 2017
Foto: tangokultur.info

 

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