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Die Widerstandstänzer

Esoterik zwischen Parodie und bitterem Ernst


Trotz hoher Corona-Fallzahlen gibt es offenbar weiterhin erstaunlich viele Zeitgenossen, die das Virus verharmlosen oder leugnen. In den sozialen Medien werden Tango-Tanzpartner*innen für das heimische Wohnzimmer gesucht, um sich die Zeit während des Lockdown zu vertreiben. Und es werden Kommentare von sogenannten alternativen Medien geteilt, die tagein tagaus die altbekannten Fake-News und Verschwörungstheorien verbreiten, damit alle anderen doch endlich aufwachen mögen.

Aktuell kursiert die Behauptung, dass es im Jahr 2020 eine „Untersterblichkeit“ in Deutschland gegeben habe. Bis zum 07. Januar lagen jedoch noch keine offiziellen Zahlen vom Statistischen Bundesamt vor (Quelle: Correctiv). Und immer wieder heißt es, dass es ausreichen würde, ein intaktes Immunsystem zu haben, um gegen das Virus zu bestehen (wenn es doch bloß so einfach wäre!!).

Manchmal fällt es schwer, bei diesen ganzen „Meinungen“ zwischen Parodie und Ernsthaftigkeit zu unterscheiden. Nach dem Sturm auf das Kapitol in Washington suggeriert ein Facebook-Post eine Eilmeldung, in der es u.a. heißt, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis Länder wie Syrien, Irak, Venezuela, Libyen und andere eine „Koalition der Willigen“ schmieden und Truppen in die USA entsenden würden, um dort die „gemäßigten Rebellen“ in ihrem Kampf gegen das Unterdrückerregime und gefälschte Wahlen zu unterstützen. Weiter heißt es, dass die Demonstranten vorsorglich eine Übergangsregierung ausrufen würden, die „durch ein breites Bündnis an Staaten auf Druck Russlands“ anerkannt wird. Da bleibt einem schnell das Lachen im Halse stecken. Dieser Post wurde im übrigen von jemanden aus der Tangoszene geteilt. Wenn nicht getanzt werden kann, treibt es manche offenbar in den Widerstand. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass Facebook in letzter Zeit viele Inhalte von Coronaleugnern gesperrt hat und darauf hinweist, dass es sich um „Fehlinformationen“ handeln würde.

Bei diesem ganzen Tanz um die Fake-News spielt die Esoterikszene eine nicht unwesentliche Rolle. An dieser Stelle möchte ich auf den hörenswerten Beitrag „Das Politische an der Esoterik“ von Tillmann Bednikowski hinweisen, der heute bei Deutschlandfunk Kultur ausgestrahlt wurde - und der vieles auf den Punkt bringt: >>Link zum Beitrag

Auch das sei klar gesagt: Man kann sicher nicht die gesamte Esoterikszene in eine Schublade stecken. Auffällig ist jedoch, dass gerade aus diesem Kreis immer wieder Beiträge ins Netz gestellt und geteilt werden, die nicht der Meinungsbildung dienlich sind, sondern einzig und allein Stimmung gegen unsere Gesellschaft (die „Schlafschafe“) machen und gegen den Staat hetzen. Und das ohne jede faktenbasierte Grundlage. Wenn sie, die Esoteriker, ernst genommen werden wollen, sollten sie Mehrheitsentscheidungen akzeptieren und überprüfen, ob ihr „Glauben“ auch dem „Wissen“ standhält.



Foto: Stock-Foto

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